Mit dem Downsyndrom Fahrradfahren lernen

Viel Bewegung ist gut und somit ist auch Radfahren sehr wichtig. Menschen mit Down-Syndrom bauen mehr Muskelmasse auf, fördern ihre Ausdauer und neigen zu weniger Übergewicht. Ebenso fördert es die Unabhängigkeit, Selbstvertrauen und macht natürlich unendlich Spaß. So kann man mit der Familie gemeinsam etwas unternehmen und spart vor allem wertvolle Zeit. Auf die positive CO2 Billanz möchte ich aber nicht eingehen, denn irgendwo hat auch wieder der Spaß ein Ende und man sollte sich auf die wahren Probleme konzentrieren.

Beim Erlernen des Fahrradfahrens ist es wie mit vielen anderen Fähigkeiten, die unsere Kinder erst mit viel Mühe und unserer Geduld erlernen müssen. Dabei geht man genauso vor wie bei allen anderen Kindern, nur dauert jeder Schritt meistens 10 mal so lange. Der passende Zeitpunkt ist individuell, evtl. etwas später, aber viele Kinder lernen es auf die ganz übliche Weise, nur eben nicht sofort beim ersten Mal. Im Internet finden sich zahlreiche Anleitungen . Wie immer ist es aber der falsche Ansatz: Es kommt schon die Zeit, dann lernt es das Kind von selber und ich muss mich nicht mühen. Richtig ist es, mit viel Geduld und dem richtigen, spielerischen Ansatz das Interesse des Kindes zu wecken. Wenn man früh damit beginnt und ohne Druck mit dem Laufrad anfängt, lernen Kinder mit Downsyndrom das Fahrradfahren nicht unwesentlich später wie normale Kinder. Man merkt schon selber, ob genügend Akzeptanz vorhanden ist, oder man abbricht und doch noch ein halbes Jahr warten sollte. Wenn die Nachbarskinder alle mit dem Fahrrad vor der Haustüre rumfahren, so ist das sicherlich ein guter Zeitpunkt, um auch dabei zu sein.

Hier sind nun unsere Erfahrungen:

Mit dem Laufrad beginnen

Theoretisch können die Kinder mit dem Laufrad (z.B. Amazon) spielen, sobald sie laufen können. In der Praxis dauert das oft länger, denn ohne Spaß und Eigeninteresse geht nichts. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen und das ständige "Mag ich nicht", "Kann ich nicht" und "Will nicht" weicht dem Drang, das Fahrzeug näher kennenzulernen. Unser Kind hat einen Tret-Traktor voll verweigert (wohl zu anstrengend), so dass wir schon große Zweifel hatten, ob die Koordination überhaupt klappt. Aber mit 3-4 Jahren war Interesse für das Laufrad da. Auf der Straße fuhren ja auch die anderen Kinder mit Fahrrädern herum. Erst zögerlich, meistens von uns geschoben als fahrend, rollte unsere Tochter auf der Straße herum. Dann nahmen wir auf dem Weg zum Kindergarten das Laufrad mit. Vorteil: Die Strecke konnte durch Schieben unsererseits viel schneller als nur zu Fuß zurück gelegt werden, was uns Zeit sparte und tägliche Übung bedeutete. Nach eineinhalb Jahren kam der Umstieg aufs Fahrrad, als sie schon mit dem Laufrad selbständig flitzen konnte.

Auf Dreiräder oder Stützräder verzichten!

Das ist nichts Neues, aber sehr effizent. Der Sattel war niedrig gestellt, so dass die Füße möglichst flach den Boden erreichten wie beim Laufrad. Aber die Pedale waren immer im Weg - wieder ein großes Drama ... Zunächst haben wir diese abmontiert, aber auch das verbesserte die Akzeptanz des Fahrrads nicht. Besser wurde es, als wir einfach nur geschoben haben und die Füße des Kindes auf die Pedale gestellt wurden. Dabei hat sich herausgestellt: Ab Schrittgeschwindigkeit NIEMALS in den Lenker greifen oder versuchen, am Gepäckträger zu stabilisieren. Das geht schief! Die Lösung ist, das Kind am Nacken und den Schultern zu führen (siehe Video). Man lenkt wie mit dem Motorrad: Legt man sich links, fährt man nach links. Schwerpunkt rechts, dann fährt man eine Rechtskurve. Greift jemand von außen am Lenker ein und dreht nach links, kippt das Fahrrad nach rechts und ein Sturz ist unvermeidlich ( Kreiselwirkung )!

Der Weg zum Kindergarten konnte nun mit dem Fahrrad (jeder sein eigenes) sehr zügig bewältigt werden. Hand am Nacken zum Fremd-Lenken, zum gleichzeitigen Anschieben und zur Sicherheit des Kindes. Schnell hat unsere Tochter selbst mitgetreten und brauchte immer weniger die stabilisierende Hand.

Wie bei jedem Kind ist der Umstieg auf die nächste Fahrradgröße anfänglich schwierig, aber auch das wurde geschafft, nachdem unsere Tochter den Zeitpunkt selbst bestimmt hatte. Das Fahrrad ist inzwischen sogar zu ihrem Lieblingsgefährt geworden.

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